Bernhard Wittenbrink ist zurück am heimischen Herd

„Ich koche halt gerne. Außerdem wüsste ich gar nicht, was ich sonst machen könnte.“ Für Bernhard Wittenbrink (30) ist es von Kindesbeinen an so selbstverständlich wie schnell erklärt, dass er in Vaters Fußstapfen tritt.

Zum 1. April hat der Küchenmeister den ersten Schritt zum Generationswechsel getan und als Küchenchef im elterlichen Restaurant „Wittenbrinks Hof“ angeheuert. Der weitere Weg ist schon markiert: Zu seinem 63. Geburtstag möchte sich Senior Heinz Wittenbrink (59) mit Ehefrau Gerda (56) aus dem Betrieb zurückziehen, den sie nach der Gründung 1975 in zweiter Generation ausgebaut haben. 

„Man muss Lust dazu haben“

Das Gasthaus an der Varnhöveler Straße hat der älteste der drei Söhne – da sind noch der Banker Hendrik (28) und der angehende Landwirt Johannes (18) – vor 13 Jahren verlassen, um das Handwerk zu lernen und über den Job am Herd erst mal den Horizont zu erweitern.

Dass er dafür meist rackern muss, wenn andere des Abends oder am Wochenende ihrem Vergnügen nachgehen, hat den Junior so wenig abgeschreckt wie die 70 bis 80 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit, die der Senior samt Pflege des Anwesens für sich bilanziert. 

Über St. Moritz und Ischgl nach Werne

„Man muss Lust dazu haben. Man kann nicht, wie früher vielleicht, einfach sagen: Du machst das jetzt! Das geht nicht lange gut“, betont Heinz Wittenbrink, den Sohn nicht zur Nachfolge gedrängt zu haben. „Ich habe als Kind schon gerne in der Küche gestanden. Da gibt es Bilder, wie ich Pilze in einen Topf schnibble, der eigentlich noch zu hoch für mich war“, bestätigt Bernhard.

So führte sein Lebensweg nach der Realschule geradewegs in die Küche: Lehre und erste Gesellenzeit im Hotel Restaurant Domschenke Groll in Billerbeck. Dann lockten die Berge, erst die flachen um den Sauerländer Gasthof Schütte, dann die hohen um das Kulm Hotel in St. Moritz und das Post Hotel in Ischgl. Da reizten neben der Arbeit zwar die Pisten und Promi-Spektakel, aber der Nachwuchskoch reifte nicht nur unter dem strengen Regiment strenger Küchenchefs nobler Adressen, er drückte auch noch die Schulbank im Meisterkursus.

Rückkehr stand nie infrage

„Ich habe beim ,Polo on Ice’ in St. Moritz Prinz Ernst August von Hannover mal eine Bratwurst verkauft und auch Otto Rehagel bedient, das sind schöne Erinnerungen“, berichtet der Küchenchef von den Wanderjahren. Aber das Ski-Vergnügen und andere Verlockungen stellten nie infrage, „dass hier in Werne mein Zuhause ist. Meine Familie und meine Freunde sind hier“. In der hohen Fluktuation der Gastro-Branche gebe es engere Bindungen unter den Kollegen kaum.

Aber eine war dann doch besonders: Seine Freundin Sandra Biskup, eine Hotelfachfrau, hat Bernhard Wittenbrink über den Beruf kennengelernt. Sie wird als Nächste unters gemeinsame Dach von Wittenbrinks Hof ziehen. Mit dem Bau der neuen Sozialräume fürs Personal haben Heinz und Gerda Wittenbrink auch gleich eine eigene Wohnung für die Nachfolger geschaffen.

Neue Ideen auf der Speisenkarte

Woran werden die Gäste bemerken, dass da ein Neuer am Herd steht? „Ich versuche, mal etwas anderes auf die Karte zu bringen, aktuell Spargel auf mediterrane Art. Vielleicht gibt’s auch eine Karte ,Hier kocht der Junior-Chef’. Man muss ausprobieren, was der Gast annimmt und darf nicht zu stolz sein, etwas zurückzunehmen, was nicht ankommt“, betont Bernhard Wittenbrink, dass er Neuerungen behutsam angehen werde. Aber auch er hat den nächsten Generationswechsel im Blick – der macht schließlich auch vor den Gästen nicht Halt.

Quelle wa.de - Autor Hillebrand